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Abhängigkeit in der Beziehung- ein häufiges Phänomen

Kennst Du das Gefühl, von einem Partner ABHÄNGIG zu sein? Weißt Du von Dir selbst, dass Du zu abhängigem Verhalten in Beziehungen neigst? Oder hast Du in Partnerschaften und Beziehungen damit zu tun gehabt, dass der Partner "klammert"? Es ist gar nicht so selten, dass es zu Abhängigkeit in einer Beziehung kommt. Oftmals betrifft es beide Partner gleichermaßen, manchmal besteht nur bei einem der beiden eine Abhängigkeit vom Partner

Dieser Text soll helfen, Abhängigkeit vom Partner zu verstehen, ein Verständnis dafür zu entwickeln und ihr entgegenzuwirken. Denn es kann eine sehr große Bereicherung Deines Lebens sein, wenn Du das Gefühl der Abhängigkeit von einem Partner verringerst und Dich weniger süchtig nach Deinem Partner fühlst. Auch wenn Abhängigkeit und Liebe sich manchmal sehr ähnlich sehen, so enthält abhängiges Verhalten ein schleichendes Gift, das die Beziehung belasten kann und Deine Attraktivität und Lebensqualität beeinträchtigt.

Abhängigkeit in der Beziehung- so zeigt sie sich

Manche Menschen haben aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur und Persönlichkeitsmuster die Tendenz, dem geliebten Menschen so nah wie nur möglich sein zu wollen, und erleben in jeder Entfernungs- oder Trennungssituation eine ganz enorme Verlustangst. Menschen, bei denen jede Entfernung vom Partner zu Ängsten führt, neigen dazu, zu "klammern", also möglichst viel intensive Zeit mit dem Partner zu verbringen, die eigenen Bedürfnisse denen des Partners anzupassen - und die eigenen Bedürfnisse somit zu vernachlässigen. Daraus resultiert oftmals, dass diese Menschen häufig und viel zu lange in krank machenden Beziehungen verharren, da die Folgen einer Trennung für Menschen mit einem Abhängigkeitskonflikt nur sehr schwer auszuhalten sind.
Zumeist verbirgt sich hinter dem abhängigen Verhalten eine tiefe Angst davor, auf den eigenen Beinen zu stehen und ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben zu führen.

Wichtig: Abhängigkeit in der Beziehung ist eng verwandt mit Bindungsangst und Angst vor Nähe. Während bei der normalen Bindungsangst vor allem Angst vor zu viel Nähe besteht, ist Abhängigkeit in der Beziehung eher geprägt von Angst vor zu viel Distanz. Häufig bildet sich innerhalb einer Paarbeziehung auch ein Partner heraus, der "klammert" und sich abhängig und anhänglich zeigt, während der andere Partner eher aus der Beziehung flüchtet. Klassischerweise stellt man fest, dass Bindungsangst bei Männern eher auftritt und klammerndes Verhalten eher bei Frauen, jedoch gibt es selbstverständlich auch Frauen, die unter Bindungsangst leiden und Männer, die emotional abhängig in der Beziehung sind.

Abhängigkeit in der Beziehung und Partnerschaft- Ursachen:

Abhängigkeit in der Beziehung entsteht in der Regel (wie auch Bindungangst) in der frühen Kindheit. Wer abhängig vom Partner ist, konnte zumeist in der frühen Kindheit das eigene "Ich" nicht wirklich aufbauen und entwickeln. Eigene Bedürfnisse, Wünsche oder Ziele wurden vergraben, um die eines anderen Menschen zu erfüllen.

Ein nicht beständiges Erziehungsverhalten der Eltern, bei dem keine bedingungslose Sicherheit vermittelt wurde, ein überbehütendes oder ein leistungsorientiertes Elternhaus können die Basis und der Ursprung für eine abhängige Persönlichkeit sein. Kinder mit abhängigen Tendenzen entwickeln schon sehr schnell Verhaltensmuster, die sie ihren Eltern näherbringen sollen - nämlich ein liebes, angepasstes, fleißiges und braves Verhalten. Im Vordergrund für diese Kinder steht, die Eltern zufrieden und glücklich zu machen - aus dem einfachen Grunde, hierdurch mehr Zuwendung und Liebe von diesen zu bekommen. Diese Anpassung und Erfüllung der Eltern hat zur Folge, dass das Kind seine eigenen Bedürfnisse vernachlässigt - der Blick ist immer auf das "Außen" gerichtet und viel zu wenig nach "innen". Durch die enge Bindung an die Eltern und die Erfüllung derer Bedürfnisse kann das Kind nicht die Erfahrung machen, selbst die Welt zu erkunden, eigene Erfahrungen zu sammeln und eigene Interessen aufzubauen.

Dadurch, dass das Kind seine eigenen Bedürfnisse und Ziele vernachlässigt, vernachlässigt es aber auch das Gefühl "für sich selbst". Auch als Erwachsene haben solche Menschen oft Schwierigkeiten, sich selbst gut zu spüren und wahrzunehmen. Sie verlieren das "Ich-Gefühl" und sind somit darauf angewiesen, dass es jemanden gibt, an den sie sich halten und nach dem sie sich richten können.
Häufig bringt eine solche Entwicklung es mit sich, dass diese Menschen ohne jemanden anderes tatsächlich große Schwierigkeiten haben, Entscheidungen zu treffen und eine Orientierung für ihr eigenes Leben zu finden.

Die eigentlichen Gründe also, warum Menschen in Beziehungen abhängige Strukturen entwickeln und in Partnerschaften klammern, sind ein nicht ausgereifter Selbstwert und die fehlende Erfahrung, ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Ziele überhaupt wahrzunehmen und zu verinnerlichen.
Menschen mit abhängigen Tendenzen besitzen eine enorme Anpassungsbereitschaft, die ihre eigene Individualität enorm gefährdet. Um dem Partner so nah wie möglich zu sein, vernachlässigen sie ihre Eigenständigkeit.
(Woody Allen hat ein solches Verhalten stark überzeichnet und ebenso überzeugend in seinem Film "Zelig" dargestellt. In diesem wunderbaren Film passt sich der Protagonist nicht nur den Bedürfnissen seines Gegenübers an, sondern übernimmt tatsächlich jedes Mal erneut auch dessen Körperlichkeit, Religion, Kultur und Aussehen. Jedem, der sich mit dem Thema ein wenig beschäftigt, empfehle ich sehr, sich dem Phänomen der Abhängigkeit und Anpassung mit einem Augenzwinkern anhand dieses Filmes einmal anzunähern.)

Wenn Du nun Erfahrungen mit diesem Thema hast, sei es in Deiner eigenen Beziehungsgestaltung oder aber mit Lebenspartnern, möchte ich Dir mit auf den Weg geben, dieses Thema sehr ernst zu nehmen. Eine Beziehung, in der einer der beiden Partner zu abhängigem Verhalten neigt, wird auf die Dauer Belastung, Unverständnis und Frustration mit sich bringen. Innerhalb einer Partnerschaft, so schön und gemeinsam sie auch sein mag, sollte jeder Partner auch Raum und Zeit für sich haben können, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben oder aber sofort Verlassensängste zu entwickeln. Es ist wichtig, neben dem gemeinsamen Raum auch eigenen Raum zu haben und eigenen Interessen nachzugehen. Gerade durch die eigenen Freiräume und deren Ausgestaltung, dadurch, dass eigenen Bedürfnissen und Interessen nachgegangen wird, entwickeln wir uns auch weiter, stärken unsere Identität und das Selbstwertgefühl. Wenn einer der beiden Partner die Tendenz hat zu klammern und jederzeit der Bedürftigkeit des anderen folgt, nimmt er dem anderen die Chance, so etwas wie Sehnsucht und ein eigenes Verlangen nach dem Partner zu erleben. Und häufig führt dies dann eben auch schnell dazu, dass der "unabhängige" Partner sich erdrückt und eingeengt fühlt.
Demzufolge ist es also wesentlich, dass sich derjenige, der solch abhängige Strukturen lebt, dies bewusst macht und sich gegebenenfalls auch Hilfe holt, beispielsweise durch einen Psychotherapeuten oder in einer Selbsthilfegruppe. Da abhängige Strukturen nicht selten auch zu depressivem oder ängstlichem Verhalten führen, ist es von Bedeutung, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Abhängigkeit in der Beziehung ist immer nur ein Symptom für ein tieferliegendes Beziehungsproblem

Falls Du auf dieser Seite gelandet bist, weil Du nach einer Trennung merkst, dass Du unter Abhängigkeit in der Beziehung gelitten hast, dann lautet die ganz klare Empfehlung, dass Du nicht einfach nur versuchen solltest, Deine/n Ex zurück zu gewinnen, sondern in jedem Fall solltest Du an den Ursachen Deiner Trennung arbeiten, damit Du voran kommst und weiterwachsen kannst. Ansonsten kann es Dir zwar passieren, dass Du Deinen Partner zurückgewinnst, dass Ihr aber ansonsten dieselbe Beziehung führt wie vorher und nicht wirklich glücklich werdet, solange Ihr nicht die grundlegenden Beziehungsprobleme lösen könnt.

In jedem Fall sollte es darum gehen, Deinen Selbstwert und das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten zu stärken, aber auch das Wahrnehmen der eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu fördern.
Natürlich kannst Du auch jederzeit und ohne professionelle Hilfe selbst etwas für Dich tun. Der wichtigste Schritt ist dadurch getan, dass Du das abhängige Verhalten wahrnimmst und erkennst.
Wenn dieser erste Schritt getan ist, kannst Du auch selbst daran arbeiten, Deinen Selbstwert und Deine Selbstständigkeit zu stärken.

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Viel Erfolg wünscht Ihr