Bindungsangst verstehen und überwinden 

Was ist Bindungsangst und wie lässt sich Bindungsangst überwinden?

Hast Du manchmal das Gefühl, dass es in Deiner Beziehung immer wieder zu Konflikten kommt, weil sich der eine Partner die Beziehung verbindlicher und enger wünscht als der andere? Wenn Du das Gefühl hast, dass Dein Partner Dich emotional am ausgestreckten Arm verhungern lässt, ist es sehr wahrscheinlich, dass Du es mit einem Bindungsphobiker zu tun hast. Oder leidest Du selbst unter Bindungsangst und regulierst Deine Beziehungen, indem Du echte, dauerhafte und vertrauensvolle Nähe verhinderst? Fragst Du Dich, ob sich Bindungsangst überwinden lässt?

Es gibt sehr viele Paare, bei denen ein Partner emotional unabhängiger als der andere ist, sich nicht richtig festlegen mag oder mehr Zeit für sich wünscht. Wir haben großes Mitgefühl mit beiden Seiten. Zum einen mit den Menschen, die ihr Herz an einen bindungsängstlichen Menschen verschenkt haben. Ihnen widerfährt häufig großes Liebesleid, denn ihre emotionalen Bedürfnisse bleiben in der Beziehung oft unerfüllt. Doch häufig leiden auch die bindungsängstlichen Partner unter ihrer Angst vor Nähe. Sie wissen selbst nicht, was mit ihnen los ist und suchen die Ursache häufig im „Außen“. Meist verspüren sie völlig unvermittelt Flucht- oder Kampfimpulse gegenüber ihrem Partner. Schließlich handelt es sich bei Bindungsängsten tatsächlich um Ängste, und uns Menschen stehen genau wie Tieren genau diese beiden Reaktionsmuster zur Verfügung. Und so flüchten sich die Bindungsängstlichen wahlweise in die Arbeit, in Freizeitaktivitäten, in eine andere Stadt (und machen aus der Beziehung eine Fernbeziehung). Wiederum andere flüchten sich in eine Dreiecksbeziehung (wobei die Zweitbeziehung die Funktion hat, Distanz in die Hauptbeziehung zu bringen) oder sie trennen sich und flüchten in die nächste Beziehung, der nicht selten ein ähnliches Schicksal geweiht ist.

Symptome der Bindungsangst:

Bindungsängstliche Menschen sind wahre Meister darin, Barrieren um sich herum aufzubauen. Eine weitere Strategie, Nähe abzuwehren, besteht darin, den anderen von sich fortzustoßen (und zwar ohne es zu wollen !). Dies fällt nicht schwer, denn wenn die Beziehung zu eng wird, fühlt sich der Bindungsängstliche meist nicht mehr richtig angezogen oder gar abgestoßen. Die Kampfimpulse kommen dann so unmittelbar, so schnell kann der Bindungsängstliche gar nicht denken. Sie äußern sich dann in Form von kleinen fiesen Attacken verbaler Art. Es ist die kalte Wut, die den Bindungsängstlichen überkommt, sie entlädt sich in sogenannter passiver Aggression.

Im Gegensatz zur heißen Wut, kommt passive Aggression durch die Hintertür. Es werden kleine Giftspritzen ausgeteilt, die den Partner manchmal mächtig vor den Kopf stoßen können. Die Bindungsphobiker spüren die wunden Punkte regelrecht auf wie ein Trüffelschwein und tappen direkt hinein. Sie bedienen sich zurückweisender und kränkender Äußerungen, die den Partner heftig verunsichern. Objektiv betrachtet scheinen diese Bindungsphobiker mit ihrem rüpelhaften Verhalten keine besonders gute Partie abzugeben. Sie bekennen sich nicht eindeutig zur Beziehung und ihren Partnern. Besonders romantisch ist das nicht. Aber dennoch haben diese ungebundenen, emotional unabhängigen Partner eine ganz besondere Anziehungskraft. Ihre Partner haben nicht selten das Gefühl, sich etwas ganz Besonderes geangelt zu haben. Das paradoxe ist, dass diese unwiderstehliche Anziehungskraft gerade erst durch die Unverbindlichkeit und emotionale Abwesenheit entsteht. Warum das so ist? Die Antwort wird sie vielleicht überraschen. Aber wenn Sie zu den Menschen gehören, die sich ständig in emotional unzuverlässige oder unerreichbare Partner verlieben, oder sich Partner wählen, die beispielsweise in einer anderen Stadt wohnen, oder bereits vergeben sind, wo also die Barriere schon „eingebaut“ ist, dann kann dies daran liegen, dass sie selbst ebenfalls Bindungsängste haben. Jede unerwünschte Eigenschaft unserer Persönlichkeit hat letztendlich eine Funktion um unsere Psyche zu schützen.


Wichtig: wenn Du Dich immer wieder in Menschen verliebst, die keine wahre Nähe zulassen, dann hat das eine ganze Menge mit Dir selbst zu tun und Du erkennst Dich in diesem Text wieder. Wenn Du Partnerschaften eingehst, in denen sich Dein Gegenüber nicht wirklich für Dich interessiert und es nicht wirklich ernst mit Dir meint, dann hast höchstwahrscheinlich Du selbst ebenfalls die Tendenz in Dir, wahre Nähe zu einem anderen Menschen zu vermeiden. Man kann ohne Übertreibung sagen: Deine Bindungsängste und die Deines Partners stellen zwei Seiten derselben Münze dar. Häufig leiden somit BEIDE Partner unter Bindungsangst und das kann eine Beziehung gehörig in Schieflage bringen! Indem Du Dich mit dem Thema Bindungsangst auseinandersetzt, vollziehst Du einen wichtigen Schritt, um Deine Beziehung retten zu können.

Ursachen von Bindungsangst und Ansätze um Bindungsangst zu überwinden:

Das ganze wird vielleicht plastischer, wenn Du Dir vor Augen führst, welche Ursachen Bindungsängste haben. Bindungsängste sind letztlich nichts anderes als Ängste vor emotionaler Vereinnahmung oder auch emotionaler Überflutung. Das zu verstehen, ist der allererste Schritt, um Bindungsangst überwinden zu können. Jedes Kind hat ein Grundbedürfnis nach Nähe, aber auch nach persönlichem Eigenraum. Es ist sehr wichtig für die gesunde psychische Entwicklung eines Kindes, dass die Eltern bei der Erfüllung dieser Bedürfnisse den Impulsen des Kindes folgen. Für das Kind ist es ein Segen, wenn es um die liebevolle Zugewandtheit seine Eltern bei Traurigkeit und Angst weiß. Es ist ebenso wichtig, dass die Eltern es jedoch auch den Impulsen nach Eigenständigkeit des Kindes folgen. Das Verhalten manchen Eltern gegenüber ihren Kindern ist jedoch mehr an ihren eigenen Bedürfnissen orientiert als an denen ihrer Kinder. Sie leiden beispielsweise unter eigenen Lebensängsten und fürchten daher die zunehmende Unabhängigkeit ihres Kindes. Auf der bewussten Ebene empfinden diese Eltern große Sorge und neigen zur Überbehütung. In vermeintlich bester Absicht greifen sie auf diese Art hemmend in die Autonomieentwicklung ihres Kindes ein. Auf Unabhängigkeitsbestrebungen wird strafend oder stark reglementierend reagiert. Ein solches Verhalten finden wir zumeist bei ängstlich-depressiven Müttern, die emotional bedürftig sind. Aber auch bei jungen Müttern sowie bei Müttern, die entweder als Kind oder als Erwachsene eine traumatisierende Trennung erlebt haben. Als Folge ertragen diese Mütter keine Grenze zwischen sich und ihrem Kind. Beispiele hierfür sind, wenn das Kind die Zimmertür nicht abschließen durfte oder die Mutter im Tagebuch gelesen hat.


Andere Kinder werden emotional vereinnahmt, indem sie „lediglich“ die Bedürftigkeit seiner Mutter instinktiv spüren. Um den Haussegen wieder grade zu hängen, wird das Kind eine Verantwortung übernehmen, die jedoch nicht kindgerecht ist. Es wird sich den elterlichen Bedürfnissen anpassen. Wird ein solches fürsorgliches Verhalten zusätzlich gelobt und auf gegenteiliges Verhalten strafend reagiert, wird das Verhalten sich immer weniger an den eigenen Bedürfnissen orientieren und immer stärker an denen der Eltern. Das Gefühl für eigene Grenzen und Bedürfnisse werden im Dienste des Selbstschutzes verdrängt. Die eigenen Grenzen werden fortan sehr durchlässig für Bedürfnisse und Erwartungen anderer sein. Das erklärt auch, warum Frauen und Männer mit Bindungsangst häufig besonders sensibel für andere Menschen sind. Die Antennen für Gefühlszustände werden in Richtung Erwachsenenwelt ausgefahren um Streit oder Unwohlsein der Mutter zu vermeiden. Ein Kind, welches auf diese Art emotional vereinnahmt worden ist, und dessen Bedürfnis nach Grenzen und Eigenraum häufig oder stark übergangen wurde, wird als Erwachsener äußerst sensibel auf emotionale Nähe in einer Partnerschaft reagieren. Er wird sich an die verschlingende Mutterliebe, ihre Bedürftigkeit und Unabgegrenztheit  erinnert fühlen und davon abgestoßen sein. Sobald dies geschieht, werden seine verliebten Gefühle dahinschwinden. Da er sich jedoch auch nach Liebe sehnt, befindet er sich häufig in einem ständigen Konflikt: der Wunsch nach Nähe bei gleichzeitiger Angst davor. Je nachdem ist der Partner einer Liebesschwärmerei und wechselweise einem Blitzgewitter aus heftiger Kritik, Kampf-und Fluchtverhalten ausgeliefert.

Bindungsangst überwinden:

Es mag paradox klingen, aber der Bindungsphobiker muss starke äußere Grenzen in der Beziehung setzen, da seine inneren Grenzen nicht aufrecht stehen. Sie sind so durchlässig, dass seine Gefühle und Bedürfnisse ständig mit denen des anderen zu einem Emotionsbrei verschwimmen, so wie es damals in Anpassung an elterliche Erwartungen und Wünsche geschehen musste. Rigide und weit abgesteckte Grenzen sichern ihm den Schutz vor unangenehmen Überflutungs- und Vereinnahmungsgefühlen.

Die gute Nachricht lautet jedoch: Diese äußeren Grenzen, die wahre Liebe und Intimität verhindern, dürfen mit zunehmender Bewusstwerdung über die eigenen Bedürfnisse den immer stärker werdenden inneren Grenzen weichen. Auf diese Art kann jeder sein Bindungsverhalten stark zum Positiven beeinflussen. Auch Du kannst damit beginnen! Mit zunehmender Bewusstwerdung über eigene Bedürfnisse und Stärkung der inneren Grenzen werden Kampf- und Fluchttechniken überflüssig, um die eigene Integrität zu wahren und können durch reifere Muster ersetzt werden.  Beziehungsprobleme werden seltener.
Das geht nicht von heute auf morgen. Manchmal kann therapeutische Hilfe den Prozess erleichtern. Du kannst aber bereits heute den ersten Schritt tun und achtsamer mit Deinen Bedürfnissen nach Nähe umgehen und auch für Deinen Partner ein neues Verständnis aufbringen.

Dir alles Liebe,

Deine Theresa König


www.ex-zurueck-gewinnen.de/zu-den-ratgebern





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